UCI Gravel WM in Belgien – Alexander Doninger

Am 6. Oktober 2024 stand ich bei der UCI Gravel Weltmeisterschaft in Belgien am Start – einem Rennen, das mir schon lange auf der Seele brannte. Die Atmosphäre war unbeschreiblich, wie sie nur in Belgien bei Radrennen zu spüren ist: Die Straßen waren voll von begeisterten Fans, die Fahnen schwenkten und lautstark jeden Fahrer anfeuerten. Man spürte förmlich die Leidenschaft, die in der Luft lag – der Geist eines Landes, das Radsport lebt und liebt. In der Altersklasse 19-34 ging es über exakt dieselbe Strecke wie bei den Profis, der Elite. Unter anderem war auch Mathieu van der Poel am Start, der spätere Weltmeister.
Es war von Beginn an klar, dass dies kein leichtes Rennen werden würde.
Bereits zwei Stunden vor dem Start, um 10:00 Uhr, standen ca. 250 Athleten (gesamt waren 505 in meiner AK am Start) von meiner Altersklasse aus der ganzen Welt schon in der Startbox.
Um 12:05 Uhr war es dann soweit. Der Startschuss fiel nur fünf Minuten nach dem Elitefeld, und sofort explodierte das Tempo. Das Publikum an der Strecke trieb uns förmlich an und ihre Rufe hallten über die engen Straßen. Viele versuchten, das Loch zur Elite klein zu halten oder gar zu schließen. Was folgte, war von der ersten Minute an eine gnadenlose Hetzjagd: Das Feld schoss über die legendären belgischen Kopfsteinpflaster, durch die Dörfer, über Wiesenwege und Schotterpassagen. Jede Kurve war von Zurufen der Zuschauer begleitet, und auch als es zu Stürzen und hektischem Stop-and-Go kam, ließ die Euphorie nicht nach. Ich konnte mich behaupten und fand schnell meinen Rhythmus.
Nach der hektischen Anfangsphase führte die Strecke uns bis nach Leuven, wo ein Rundkurs von 50 Kilometern zweimal absolviert werden musste. Der Kurs war technisch anspruchsvoll und nach jeder Kurve musste mit voller Kraft beschleunigt werden. Aber die Fans an der Strecke waren unermüdlich, obwohl uns über die gesamte Distanz von 181 Kilometern und 1500 Höhenmetern alles abverlangt wurde.
Trotz des harten Terrains konnte ich das Rennen nach 5 Stunden und 36 Minuten im Mittelfeld meiner Altersgruppe finishen – mit einem beeindruckenden Schnitt von 32 km/h. Als ich im Ziel die Zeit von Mathieu van der Poel erfuhr, der etwa 50 Minuten schneller unterwegs war, wurde mir klar, wie gut meine eigene Leistung war. Denn ich bin kein Profi und habe dennoch nur knapp eine Stunde Rückstand auf den neuen Weltmeister gehabt! Auf diesen Unterschied, gerade bei solch extremem Terrain, kann ich wirklich stolz sein. Es zeigt, dass ich auf einem sehr guten Weg bin. Diese Erkenntnis und die unglaubliche Unterstützung der Fans machen es für mich fast zu einem persönlichen Sieg!
Ein ganz besonderer Dank geht an meine Frau Anja und meinen Sohn, die mich sowohl in der Vorbereitung als auch am Renntag unermüdlich unterstützt haben. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Dieser Erfolg gehört auch euch!