King of the Lake – Daniel Hochstraßer

47,2km, 280hm, eine Highspeed-Strecke und eine Kulisse, die ihresgleichen sucht – das ist das Mekka des TT-Sports, das ist der „King of the Lake Attersee“!

Es war von Anfang an eine Frage der Zeit, wie lange ich dem „Ruf des KOTL“ widerstehen würde. Nach 2 Starts in großartigen Teams war es nun an der Zeit, in der – Achtung Wortspiel – „Königsklasse“ anzutreten. Das Saisonziel für 2024 war somit schnell gefunden.

„It’s not about the goal, it’s all about the System”. Diesen Satz habe ich mal in einem Buch gelesen und er kommt mir seither immer wieder in den Sinn. Ich habe zwar leider keine Ahnung mehr von wem dieser Satz stammt, geschweige denn wie der Titel des Buches war, aber der Autor musste ein Zeitfahrspezialist gewesen sein. Jeder möchte „King“ oder „Queen“ werden, jeder hat dasselbe Ziel. „King of the lake“ kann es aber nur einen geben – der mit dem besten Gesamtsystem setzt sich am Ende des Tages die Krone auf!

Hier muss ich etwas ausholen, denn ein „Zeitfahrsystem“ existierte für mich im Winter 2023 noch gar nicht. Weder hatte ich ein konkurrenzfähiges Zeitfahrrad, noch einen Aerohelm, oder was sonst noch alles an Material zum TT-Sport dazu gehört. Ich wusste wenig über Aerodynamik, oder Pacing im Zeitfahrsport und auch mit spezifischem Zeitfahrtraining habe ich mich bis dato nicht wirklich beschäftigt. Um in der Diktion zu bleiben: Ein komplettes, funktionierendes „System“ musste her und zwar in weniger als einem Jahr.

Aber aufgepasst – Ich habe eine Geheimwaffe. Sie ist ca. 1,76 m groß und heißt Wolfgang! 😉 Denn du musst das Rad nicht neu erfinden, wenn du einen Freund bei der Hand hast, der genau das schon getan hat und bereit ist seine „Geheimnisse“ mit dir zu Teilen – Götschi hat maßgeblich am gesamten Set-Up, Training und der Renntaktik mitgewirkt und mich unterstütz wo immer er konnte. Vielen Dank lieber Götschi – ohne dich hätte ich mir den Schritt aufs Zeitfahrrand wahrscheinlich gar nicht angetan!

Also rackerte ich mich durch unzählige Testtabellen, Videos und Erfahrungsberichte und stellte mein Set-Up zusammen. Ein paar Watt hier, ein paar Watt da – „marginal gainz, baby!“. Ein professionelles Bikefitting, unzählige Veränderungen an Pose und Material und viele Stunden dehnen später saß ich dann auch halbwegs passabel auf meinem neuen fahrbaren Untersatz.

So weit so gut, das Material passt. Am Ende des Tages musst du’s aber auch in den Beinen haben. Ergo stellte ich auch mein System „Training“ um. Kürzer, härter und schneller, alles in der Position und zu 95% indoor – um es kurz zusammenzufassen. 5x/Woche Intervalle waren keine Seltenheit, auch das Neuland für mich.

21.09.2024.Tag X. Strahlender Sonnenschein, spätsommerliche Temperaturen, moderater Wind. Es war alles angerichtet für das große Saisonziel 2024, es war Zeit das System auf den Prüfstand zu stellen.

Start. Mit einem Mal war die gesamte Nervosität weg, der Druck den man sich unweigerlich selbst macht verflogen. Ab jetzt zählte nur noch eines: Vertrauen in den eigenen Körper, Vertrauen in das eigene System und wichtig: „stick to the plan“. „Langsam“ beginnen, die erste Hälfte des Rennens mit Reserven und ab Unterach raushauen was geht.

Recht schnell fand ich meinen Rhythmus und meine Position. Die Power war dort wo ich sie haben wollte und ich konnte spüren, dass die Beine und der Speed passten. Ein verdammt gutes Gefühl mit knapp 50 Sachen um den See zu heizen. Als ich dann kurz vor Attersee den 2 Minuten vor mir gestarteten Christoph Strasser überholen durfte, wurde mir klar, dass auch die Zeit zu meinem guten Gefühl passte – jetzt hieß es durchziehen und die offensichtlich gute Fahrt – all dem Schmerz und Leiden zum Trotz – „nach Hause“ zu fahren.

Zieleinfahrt. Aus, vorbei – es ist geschafft. Ich wusste zwar nicht wie lange ich gebraucht hatte, oder welchen Rang ich belegte, aber ich wusste, dass es gut war und, dass der Empfang im Zielkanal den mir Christina, Mama, Papa, Verena, Karin, Michi, Bernie, Götschi, Fabian, Erwin, Steffie, Renate, Felix, Danijel, Stiebi, Astrid, Alex und alle Freunde die da waren (ich würde euch gerne alle Aufzählen, aber dann darf ich keine Berichte mehr hochladen) um mit zu fiebern (und zu feiern), bereitet haben einer der schönsten Momente aller Zeiten für mich waren!

Die Zeit: 58:02min. Die Platzierung: 1. Der Titel: „King oft the Lake“. Das Gefühl: Überwältigt. Die Party danach: Legendär. Meine Freunde, Familie und Verein: DIE BESTEN und die Saison 2024: besser als ich sie mir je erträumt hätte!