Bericht von Mario Steinbichler
Nach der Kälteschlacht von 2021 sollte es laut Wettervorhersage heuer eine richtig nasse Angelegenheit werden. Zusätzlich konnte auch heuer erneut nicht auf der Originalstecke gefahren werden, das hieß für uns zu den bereits 5500 Höhenmeter noch mal extra 300 Höhenmeter zu klettern. Aufgrund der nicht so prickelnden Wettervorhersage entschied ich vor der Abfahrt nach Sölden das Rennen erstmals mit Scheibenbremse zu fahren und das Mehrgewicht aus Sicherheitsgründen in Kauf zu nehmen.
Am 28.08. um 0630 fiel bei trockenem Wetter und für Sölden angenehmen Temperaturen endlich der Startschuss zum 41. Ötztaler RM und der Tross von 4600 Startern setzte sich Richtung Oetz in Bewegung. Wie auch bei meinen vorherigen Teilnahmen hieß die Prämisse, für die erste Abfahrt des Tages, „überleben“.
Am ersten Anstieg auf das Kühtai versuchte ich gut in den Tritt zu kommen und vernünftig zu „pacen“, um nicht zu viele Körner zu verschießen. Es folgte eine rasante Abfahrt nach Sellrain, wo es dann die ersten 180 zusätzlichen Höhenmeter nach Axams zu absolvieren galt. Nach der Abfahrt auf sehr schlechter und verwinkelter Straße kamen wir bei Kematen wieder auf die Originalstecke.
Am Flachstück nach IBK kam eine recht große Gruppe zusammen, mit der ich auch den Brenner in Angriff nahm. Das Tempo am Brenner war sehr hoch und die Gruppe wurde kleiner und kleiner. Ich musste mehr als gewollt investieren, um die Gruppe zu halten und wusste da schon, dass ich wahrscheinlich später dafür bezahlen muss. Auf der Passhöhe gab es dann noch die zweite Streckenänderung (inkl. Section Control) des Tages.
Nach der Abfahrt nach Sterzing hieß es die nächsten extra Höhenmeter in einer 16% Steigung zu absolvieren. Ich war froh die ganzen neuen Streckenabschnitte erledigt zu haben und freute mich schon auf den Jaufen Pass.
Im Anstieg zum Jaufen konnte ich meine geplanten Wattwerte noch gut fahren, merkte aber schon, dass sich leichte muskuläre Probleme einstellten, die ich aber einfach weg ignorierte ;). Die Abfahrt vom Jaufen machte richtig Spaß und ich ließ es richtig laufen.
So weit so gut! Aber jetzt ging es ins Timmelsjoch, wo es anfangs – trotz sich schon meldender Muskulatur – noch einigermaßen lief. Nach dem kurzen Flachstück bei Schönau war es dann soweit und ich musste meinen Mehraufwand am Brenner mit massiven Krämpfen, die mich den restlichen Anstieg begleiteten, bezahlen. So konnte ich leider nicht ausreichend Kraft auf die Pedale bringen und büßte auf den letzte 1000 Höhenmetern noch ordentlich an Zeit ein. Aber irgendwann ist jeder Berg zu Ende und so fuhr ich erleichtert über die Passhöhe. Nach kurzem Gegenanstieg an der Mautstelle ging es dann Richtung Sölden.
Wiedererwarten und entgegen aller Wetterprognosen kam ich tatsächlich nach 9h 27min trocken ins Ziel.
Fazit: Will man trocken bleiben, muss man Scheibenbremsen fahren und extra noch eine neue Regenjacke kaufen, die man dann 230 Kilometer spazieren fährt 😉
Bericht von Christian Hotwagner:
Eigentlich mag ich ja gar keine Rennen fahren… leichtsinnigerweise habe ich im Februar dann aber doch einen Startplatz vom Ötztaler übernommen und es gleich wieder bereut, weil ich mir die Qualen dieses Rennens schon dreimal zuvor gegeben habe … somit heuer kein Genussradeln, sondern hartes Training in den Dienstagsausfahrten mit den übermotivierten jungen Hüpfern … Vorbereitung übers Jahr war ganz ok, aber sicherlich zu wenig lange Einheiten.
Am Renntag alles wie gewohnt: kaum geschlafen, Aufstehen um halb 5, zeitig am Start anstellen, Start um halb 7 mit über 4000 anderen Radlern. Die Abfahrt nach Ötz war schnell vorbei, am ersten Anstieg hinauf aufs Kühtai die Beine auch noch frisch, auf der Abfahrt bis nach Innsbruck gabs heuer eine Umleitung über Axams mit extra 200Hm. Dann sehr gemütlich in einer größeren Gruppe bis nach Innsbruck und dann weniger gemütlich in einer kleinen aber schnellen Gruppe bis zum Brenner geradelt. Meine Beine waren immer noch ok, nach der Abfahrt bis Sterzing gabs dann die nächste Umleitung mit Bonus-Höhenmeter, hurra! Endlich zurück auf der Originalstrecke gings dann die nächsten 1200 Hm hinauf auf den Jaufenpass.
Mit zunehmend abnehmender Motivation und nachlassendem Druck am Pedal kam dann doch irgendwann der Pass in Sicht und etwas Vorfreude auf die kurze Erholung in der Abfahrt. Unten angekommen hat man das nächste Ziel zumindest schon mal am Wegweiser… „Timmelsjoch 29km 1850Hm ->“ … Super, wann kommt der Besenwagen, weil ich kann nicht mehr… irgendwie fahren dann aber doch alle weiter, den andern gehts auch nicht besser und im Kollektiv leidet sichs halt besser… nach ein paar kurzen Pausen war ich dann doch irgendwann am Pass auf 2474m und rollte auf teilweise nasser Fahrbahn bis nach Sölden ins Ziel. Auf die Zeit hab ich heuer nie geschaut, letztendlich warens 3min über 10 Stunden… mein persönlich schlechtestes Ergebnis aber trotzdem zufrieden, weil wieder überstanden…