SuperGiroDolomiti 2016

Claudia:

Um 6:30 starteten wir gemeinsam aus dem vorderen Startblock in ein neues „langes“ Abenteuer. Von dem Vorhergesagten unbeständigen, regnerischen Wetter war keine Spur. Bis zum ersten Anstieg ging es neutralisiert zügig dahin. Am Gailbergsattel konnte ich bereits zwei Frauen hinter mir lassen. Ich fühlte mich schnell im Rennen angekommen und musste mich sogar etwas zurücknehmen, um nicht gleich das ganze Benzin zu verbrennen. Nach der kurzen Abfahrt ging es auch gleich in den Plöckenpass hinein. Obwohl der Anstieg sehr unregelmäßig zu fahren war, konnte ich meinen Rhythmus gut finden und mein individuelles Tempo sehr gut halten. Im Eiltempo an der Labe vorbei ging es auch schon wieder hinab Richtung Monte Zoncolan. Auf der Abfahrt und auf den folgenden wenigen Kilometern in der Ebene, fanden wir uns zu einer guten Gruppe zusammen. Leider musste man alle Abfahrten mit angezogener Handbremse fahren, weil der Asphalt noch von den Regenschauern in der Nacht feucht war, schade für mich – bin ja eine kleine Düse bergab haha. Bevor es an den Monte Zoncolan ging, musste noch ein kleiner Anstieg von 400hm überwunden werden. Ab Kilometer 90 war es dann soweit, der zermürbende Anstieg auf den Monte Zoncolan stand bevor. Er gilt mit seiner Durchschnittssteigung von über 11% und langen Abschnitten mit bis zu 22% als einer der härtesten Auffahrten in Europa. Hab mich anscheinend psychisch und technisch (34/32 Übersetzung) relativ gut eingestellt, trotzdem war es verdammt hart. Die Trittfrequenz sank teilweise unter 45 Umdrehungen – das hatte lang nix mehr mit Rennradfahren zu tun. Immer wieder lenkten mich zum Glück die Schriftzüge am Boden ab, diese erinnerten an die Giro d´Italia und damit an vergangene und aktuelle Straßenradhelden. So vergingen die 11km auch irgendwie und auf einmal steht man am Gipfel und an der verdienten Labestation.

Noch fühlte ich mich voller Kräfte und es ging wiedermal relativ rasant bergab. Mit einer kleinen Gruppe ging es den Plöckenpass, aber diesmal von der italienischen Seite wieder bergauf. Der Anstieg war sehr angenehm zu fahren, trotzdem löste sich unsere kleine Gruppe schnell auf und ich war ziemlich schnell alleine (dies war allerdings nicht das erste Mal im Rennen). Ein Zuseher, der wohl die aktuellsten Platzierungen per Handy verfolgte, rief mir zu, dass ich an 3. Position liegen würde, dass hat mich etwas überrascht, löste aber gleichzeitig auch Stress aus, weil ich nicht wusste wie weit die 4. Dame Rückstand hatte. Oben am Pass angekommen und kurz an er Labe stehen geblieben, hatte mich auch schon der Moderator in seinen Fängen. Er sorgte für tolle Stimmung am Berg und wollte ein kurzes Statement von der Drittplatzierten………

Bei der anschließenden Abfahrt hatte ich nette deutsche Begleitung, dieser machte sich dann die letzten 50km zum Ziel, ab nun an mein Peacemaker zu sein – Vielen Dank an dieser Stelle.

Jetzt warteten noch unangenehme 40 km Lesachtal. Diesen Abschnitt hab ich aber sowas von g´scheit unterschätzt. Das Streckenprofil war sehr wellig und schön langsam gewann man wieder an Höhenmeter. Diese letzten ca. 90 min. taten schon so richtig weh. Angekommen in Obertilliach ging es jetzt zu Glück nur mehr bergab und es fand sich wieder eine Gruppe dessen Windschatten ich sehr genoss. Mal abgesehen davon, dass wir noch an einem Bahnübergang stehen bleiben, und auf 2 Züge warten mussten, waren die letzten Kilometer sehr unspektakulär.

Ich erreichte das Ziel nach 8 Stunden und 43 Minuten und landete tatsächlich auf dem 3. Gesamtrang (2. Rang in der Altersklasse). Für den ersten über 200km Wettkampf in diesem Jahr und zusätzlich auf noch unbekannten Territorium (erste Teilnahme am Super Giro Dolomiti), kann man mit der Leistung wohl zufrieden sein, möchte mich aber nächstes Jahr weiter steigern!

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Renato:

Meine einzige Sorge war Regen gepaart mit ungemütlichen Wind und Kälte. Nach dem Startschuß ging es 20km flach Richtung Oberdrauburg. Den anschließenden Gailbergsattel und den darauffolgenden Plöckenpass konnte ich gut bewältigen. Die ersten 1000 Hm waren überstanden. Jetzt ging es in Italien Richtung Ravascletto und dann zum Monte Zoncolan. Den Monte Zoncolan habe ich mir im Internet angeschaut und wusste ungefähr was auf mich wartete. Die Straße die auf die Spitze des Berges führte war geschmückt mit Namen jener Fahrer die bereits in den Geschichtsbüchern einen Platz haben. Der Anstieg war hart. Sehr hart. Mit einer durchschnittlichen Trittfrequenz von 35 und einer Geschwindigkeit von mal mehr, mal weniger als 6 km/h kletterte ich den Berg hoch. Sehr oft habe ich dabei die Schlangenlinientechnik verwendet haha.

Auf der Spitze angekommen habe ich sofort meine Flaschen mit Isostar vollgefüllt bevor es wieder in die Abfahrt ging. Während der Abfahrt habe ich schon gemerkt dass mich der Monte Zoncolan viel Kraft gekostet hat. Vernünftiger wäre es aufjedenfall gewesen eine Kassette mit 11-32 zu nehmen. Den Preis dafür habe ich auf dem Rückweg nach Österreich über den Plöckenpass bezahlt. Ich war froh auf dem Plöckenpass angekommen zu sein und füllte meine Flasche das letzte mal nach. Am Grenzübergang nach Österreich standen Polizisten die mich mit einem netten „Grüß Gott!“ begrüßten. Es ist jedes mal ein Gutes Gefühl wieder nachhause zu kommen.

Nach der Abfahrt ging es ins Lesachtal. Mit häufigen auf und ab ging es dort durch. Es ging nicht richtig rauf aber auch nicht richtig runter. Lieber hätte ich einen Berg gehabt wo es gut rauf ging. Nur bitte keinen Zoncolan mehr. Die letzten 10km bis zur Bergankunft habe ich das Tempo wieder erhöht. Meine Glykogenspeicher ließen das noch zu. An der Spitze raste ich an der Labe vorbei und stürtze mich in die Abfahrt. Ich konnte es kaum erwarten meinen SuperGiroDolomiti ins Ziel zu bringen. Im letzten Flachstück holte mich noch eine Gruppe bestehend aus 4 Fahrern ein und ich hängte mich dran. Knapp vor dem Ziel verschärfte man das Tempo und der Rest sprintete um den 100irgendwasten Platz. Ich ließ das lieber bleiben. Meine Zeit 9:02 und der 146.Platz.